Freitag, 28. Juni 2013

Faszination Dexter - Die Barrel Girl Gang


"Tick, tick, tick. That's the sound of your life running out." 

Heute beschäftigen wir uns mit einem besonderen Gegenspieler - oder sollte ich eher sagen, mit besonderen Gegenspielern? Richtig, es geht um die sogenannte "Barrel Girl Gang", wie sie im Dezernat der Serie betitelt werden (Achtung: Es folgen nun sehr viele Spoiler, bitte erst lesen, solltet ihr die Staffel bereits gesehen haben). Bei dieser Gemeinde handelt es sich um eine fünfköpfige Truppe, die sich gerne "nehmen, was sie wollen". Triebtäter, Vergewaltiger; alle haben gemeinsam zwölf Frauen vergewaltigt und ermordet. Doch was sind das für Menschen? Was steckt hinter der Fassade, warum sind sie so, wie sie sind? Ich versuche dieses Phänomen im Folgenden anhand von den Charakteren "Jordan Chase", "Boyd Fowler" und dem ersten Opfer "Emily Birch" näher zu erklären. 



"Just take it."

Jordan Chase ist ein perfekter und erfolgreicher Geschäftsmann wie er im Buche steht. Seine Ausstrahlung ist makellos, das Gesicht stets frisch gewaschen und rasiert, die Haare sitzen immer genau richtig und der Anzug ist faltenfrei und von teuerster Marke. Das fehlerfreie, weiße Lächeln ist so trügerisch, dass es einem schon Angst machen könnte. Der Motivationstrainer Jordan Chase ist für viele ein Idol, so hat er seine Träume verwirklichen können und genau alles gemacht, was er wollte. Wie hat er das erreicht? 

Später offenbart sich, dass Jordan Chase nicht immer der wunderschöne Anzugträger war, der er nun ist. Einst war er ein übergewichtiges Kind, das vermutlich nicht unbedingt beliebt auf Grund seiner Ausstrahlung war. Es fehlte ihm auch sehr wahrscheinlich stark an Selbstvertrauen. Er selbst meinte mal, dass er seine Ansichten auf das "Symposion" von Platon stützt. 
Im "Symposion" geht es um ein Trinkgelage unter Freunden und Bekannten, wobei die Reden Sokrates' gelobt werden und der "Eros" näher beleuchtet wird.  Dabei wird unterschieden zwischen dem Eros, welcher "Begehren" und "Verlangen" ("Primal Nature") sowie körperliche Befriedigung (der Verkehr mit den Mädchen) darstellt und dem himmlischen Eros, welcher der Suche nach Wahrheit und Erkenntnis gleicht.
Insgesamt kann man das "Symposium" überinterpretiert symbolisch mit der ersten Vergewaltigungstat gleichsetzen. Die Gruppe hat einen unausgesprochenen Pakt mit Regeln beschlossen und das Resultat war, dass Chase zu sich selber gefunden hat und in sich endlich jemanden gefunden hat, der nützlich sein kann. Sein befehlerischer und herrischer Umgangston sowie die Tatsache, dass er derjenige war, der die Befehle erteilte, legte den Grundstein für sein Motivationstraining fest und er entdeckte, dass er psychisch seine Mitmenschen gezielt und systematisch beeinflussen und kontrollieren kann. So gelang es ihm auch später, die Kontrolle über Emily zu übernehmen und dies zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. 



In diesem Beziehungsgefüge nimmt Jordan Chase, welcher früher auf den Namen Eugene Greer hörte, eine entscheidende Rolle ein. Er ist sozusagen der Gruppenleiter und spricht die Befehle aus, ist nebenbei aber auch noch der Erfolgsmann und kann manipulativ eine ganze Horde in Schach halten, so auch durch sein selbst erschaffenes Unternehmen ("Eros ist Urheber der größten Wohltaten für die Menschen, sowohl was das Privatleben als was die staatliche Gemeinschaft und vor allem auch, was das geschlossene Zusammenstehen einer Kriegerschar anlangt." - Symposion von Platon; "[...] , so ist Eros der glücklichste unter den Göttern" - Symposion von Platon). Die geschlossene Kriegsschar und das Privatleben steht hierbei für die untere Organisation, in welcher die Blondinen entführt, vergewaltigt und misshandelt werden, während die staatliche Gemeinschaft das öffentliche Auftreten von Jordan repräsentiert. Des Weiteren verdeutlichen die "größten Wohltaten" zum Einen das Motivationstraining und deren Slogan "Take it now!", welcher impliziert, dass man sich einfach alles nehmen soll, was man will, egal was es ist und zum Anderen die Vergewaltigungsgelüste die Chase und seine Gruppe hegen. Zudem ist auch nur er in der Postion, dem Übel ein Ende zu bereiten, wofür auch symbolisch seine Uhr steht ("Eros allein vermag es, den Entschluss zur Aufopferung des eigenen Lebens für das Leben anderer hervorzurufen." - Symposion von Platon). Somit ist er nicht nur im geschäftlichen, sondern auch im Privatleben in einer Machtposition, welche er genießt und ausnutzt.

Es liegt auch nahe, dass Herr Chase sich selber mit dem personifizierten Eros und somit auch mit Sokrates identifiziert. Oder eher gesagt, dass die Masterminds hinter "Dexter" das so gedreht haben. Erkennbar ist das unter Anderem auch daran, dass Chase sich nicht anfassen lassen will (Szene mit Emily) und auch sichtlich angewidert ist, als er Lumen und Dexter mit baren Fäusten attackieren musste ("Der himmlische Eros liebt mehr die Seele als den
Leib" - Symposion von Platon). Auch wird dies daran erkenntlich, dass sich Chase lieber in eine übergeordnete, fast "göttliche" Position begibt - Er fasst keines der Mädchen an, was forensisch auch bewiesen wurde, sonder gibt seinen Freunden und Opfern Befehle. Er ist somit zum Bindeglied von Leben und Tod geworden - Er kann auf Befehl töten und Leben lassen ("Was aber die Wohltaten des Gottes betrifft, so ist er Verleiher aller Vorzüge, die er selbst besitzt. In einem schwärmerisch erhabenen Hymnus auf diese Gaben klingt die Rede aus, deren hinreißender Schwung bei den Hörern den mächtigsten Widerhall findet" - Symposion von Platon). Auch spiegelt es sich in seinen Anhängern und Fans wider (Beispiel: Boyd Fowler). Sie huldigen seine Reden (genau wie die Menschen Sokrates' Reden loben) und sehen ihn als Idol an, welcher das Leben vieler Menschen verändern und manipulieren kann.




Boyd Fowler hingegen nimmt eine klassische untergeordnete Rolle ein. Er folgt den Befehlen seines alten Freundes und verfolgt dessen Reden enthusiastisch. Man könnte auch fast sagen, dass er die "Drecksarbeit" erledigt - Er fasst die Mädchen sowohl an als auch tötet sie. 
Somit stellt er auch quasi einen Kontrast zu Chase dar; Sein Job ist "dreckig" (sowohl im öffentlichen Leben als auch in der Gang) und er ist intellektuell nicht auf der Höhe. Des Weiteren stellt er auch optisch ein großes Gegenteil zu Chase dar; Meist ungepflegt, stets niedere Arbeitskleidung und definitiv nicht so makellos wie sein guter Freund. Insgesamt verkörpert er eine einfache Schachfigur für Chase, welcher ihn offensichtlich manipuliert. 
Niemand würde jemals vermuten, dass solch eine Person mit dem berühmten Chase verkehrt.



Ein weiteres wichtiges Mitglied für Chase ist die Jugendfreundin Emily Birch. Genau wie Fowler und Chase kannten sich Birch und Chase schon seit der Kindheit und sie war ebenfalls involviert im ersten Akt: Um genauer zu sein war sie sogar sein erstes Opfer. Durch dieses nostalgische Erlebnis hat Chase eine besondere Bindung zu ihr aufgebaut und trägt sogar ihr Blut in einer Halskette.
Dieses traumatische Erlebnis versucht Emily mit dem Stockholm-Syndrom zu kompensieren. Die Tatsache, dass ihr geliebter Freund sie missbraucht hat - was völlig gegen ihr bisheriges Bild vom netten Chase spricht - hat sie so sehr zerrüttelt und zerstört, dass ihr Gehirn umdenken muss. Sie bindet sich an Chase; Er wirkt für sie wie ein gnädiger Gott, welcher ihr Leben verschonte und sie gewähren ließ (und sogar in seine Gruppe einspannt). Es wäre für Emily viel zu schmerzhaft gewesen der Wahrheit ins Auge zu blicken - dass Chase ein verrücktes Mitglied einer Gruppe Vergewaltiger ist - und sie fühlt sich auch mit Sicherheit schuldig in irgendeiner Art und Weise, sodass sie sich mit Gewalt an ihn bindet und alle Taten ihr gegenüber positiv und dankenswert interpretiert - Da er ihr ihr Leben lässt. Man muss sich das in etwa wie bei  Natascha Kampusch vorstellen: Um die Psyche nicht vollständig zu zerstören und zu schützen bildet das Gehirn einen Abwehrmechanismus; Fortan bindet sich das Opfer an ihren Peiniger um sich vor weiteren psychischen Einschlägen zu schützen, eine provozierte Liebe entsteht und das Opfer sieht somit die Taten des Vergewaltigers in einem anderen, besseren Licht. Deswegen beschützt sie ihn auch vor Dexter und Lumen und opfert sich für ihn.

Insgesamt ist nichts wie es scheint und man weiß nie, wem man vertrauen kann. Und Jordan Chase und seine Gruppe sind ein Paradebeispiel dafür. 

Donnerstag, 27. Juni 2013

Faszination Dexter - Der Trinity Killer


Der Countdown geht nun in die zweite Runde - Und somit kommen wir zu einem Antagonisten, welcher definitiv einer meiner Lieblinge ist und für viele spannende Momente sorgte: Der Trinity Killer aus der vierten Staffel von Dexter. Warnung an alle: Es folgen nun viele Spoiler bezüglich dieser Staffel.

Arthur Mitchell, der Trinity Killer, ist mit Abstand einer der gefährlichsten der ganzen Serie. Allein die Eröffnungsszene ist furchteinflößend: Ein älterer Mann, welcher eine junge Frau in der Badewanne umbringt. Und zunächst wissen wir nicht, warum. Und er bringt nicht nur normale Frauen um - normale im Sinne von: Keine Prostituierten und keine, welche Dreck am Stecken haben - sondern vergreift sich auch in dieser Hinsicht an kleinen Kindern. Und seine Persönlichkeit macht ihn unberechenbar. 

Wie kommt das? Was sind seine Motive? Arthur Mitchell wuchs als kleiner Junge völlig normal auf, bis er eines Tages von Neugier gepackt seine Schwester im Bad beobachtete. Diese erschrak und fiel so unglücklich, dass Scherben der Kabine ihren Oberschenkel zerschnitten und sie in der Badewanne verblutete. Anschließend verfiel Arthurs Mutter in Depressionen und begang Selbstmord. 

Seine Kindheit war völlig zerstört - Unweigerlich gab sich Arthur die Schuld am Tod seiner Schwester, er wuchs ohne Mutter und daraufhin wurde der Vater schwerer Alkoholiker und gab seinem "perversen" Sohn die Schuld an dem Tod seiner Frau und Tochter. Zudem wurde er seinem Sohn gegenüber oft handgreiflich. Später wurde Arthurs Vater tot und alkoholisiert in der Gosse gefunden.

Bedingt durch die vielen Traumata zersprang seine Persönlichkeit und seine Unschuld war unwiderruflich verloren. Dadurch entwickelte er sich zu dem, was er nun ist: Ein eiskalter Mörder mit vielen Gesichtern.
Sein Schema zu morden hat er über Dekaden seiner eigenen Hintergrundgeschichte angepasst: Zunächst sucht er sich einen kleinen Jungen, welcher ungefähr das Alter hat, wo Arthurs Leben noch in Ordnung ist. Diesen betoniert er lebendig in den Grund. Danach sucht er sich eine junge Frau und stellt die Badewannenszene mit ihr nach. Daraufhin forciert er eine Mutter von zwei Kindern dazu, selbst von einem Gebäude zu springen - Genau wie seine Mutter damals. Und zuletzt sucht er einen alkoholisierten Mann auf, provoziert einen Streit und erschlägt ihn dann brutal.
Das betonierte Kind steht symbolisch dabei wohl für seine Unschuld, die er damit begräbt und welche damals mit dem Tod seiner Schwester starb. Bei dem "Jumper"-Mord ist er sehr darauf bedacht, dass er die Frau nicht schubst, sondern sie in die Enge treibt und sie von alleine springt. Vielleicht fühlte sich Arthur damals genauso - Er hat seine Mutter "in die Enge getrieben", welche sich daraufhin das Leben nahm. Somit gibt er sich auch hier die Schuld. Der Mord am alkoholisierten Mann hingegen stellt einen deutlichen Kontrast dar; Hier geht er wesentlich aggressiver und gewaltsamer vor. Dies könnte eventuell seine Art sein, seinen Hass und dessen Druck gegenüber seinem Vater auszulassen. Dabei ist auch schleierhaft, ob er eventuell damals seinen eigenen Vater umbrachte. Die Möglichkeit besteht und würde das Bild komplettieren, aber es wurde nie bestätigt.

Genau wie Dexter führt Mitchell im öffentlichen Leben ein Doppelleben. Einerseits ist er der rührende Vater, Lehrer und Mitarbeiter bei "Four Walls One Heart", andererseits Stalker und Killer. Allerdings sickert hier auch teilweise sein Alter Ego durch; Arthur ist nicht mehr der Herr über sich selbst und verfällt oft in Wutausbrüche, versucht seine Familie mit Gewalt in Schach zu halten und wird seinem Sohn - genau wie sein Vater damals - gegenüber handgreiflich. Somit kann er seinen "Dark Passenger" nicht bändigen. 
Dies könnte man auch wieder als dunkles Gegenstück, so wie Brian, zu Dexter deuten: In der vierten Staffel muss Dexter sein Doppelleben mit einer Familie meistern. Er ist nun verheiratet und Vater. Mitchell könnte exemplarisch darstellen, wie Dexter werden könnte, wenn er über seinen "Dark Passenger" keine Kontrolle mehr hätte und somit eine Gefahr für seine Familie darstellt.

Später wird auch sehr deutlich, dass Arthur sehr unzufrieden mit seinem Leben ist und diesem Kontrollverlust nicht mehr Stand hält. Durch seine erste Tochter Christine Hill treibt ihn dieses Mal durch ihre Liebe in die Enge, Dexter, Lundy und die Polizei kommen ihm allmählich auf die Schliche und er versucht öfter, sich das Leben zu nehmen und hat sogar schon einen eigenen Sarg für sich angefertigt. 
Unglücklicherweise rettet ihm Dexter jedoch das Leben; Dexter will, dass Arthur durch seine Hand stirbt. Dies war jedoch ein fataler Fehler: So hat er nicht nur Lundy, den Geliebten von Debra, auf dem Gewissen, sondern bringt auch später Rita, Dexters Ehefrau, um. Dadurch trägt er einen großen Teil an der Zerstörung der Psyche der beiden Hauptprotagonisten bei. 

Insgesamt kann man also sagen, dass Mitchell unter einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung leidet, welche sich durch sein Kindheitstrauma entwickelte. Dissoziative Persönlichkeitsstörung bedeutet im Klartext, dass er mehrere Persönlichkeiten aus Selbstschutz entwickelte (wegen seines Traumas). Im Gegensatz zu Dexter ist er kein Soziopath - Er kann sehr wohl lieben (siehe die Beziehung zwischen ihm und seiner Tochter Christine), hat aber bezogen auf sein Doppelleben häufiger Kontrollverlust über seine verschiedenen Persönlichkeiten ("Yesterday he was jumping down my throat, today he is the happy dancing man... Is that mask of his crumbling?" - Dexter).


Mittwoch, 26. Juni 2013

Faszination Dexter - Der Ice Truck Killer



"You can’t be a killer and a hero. It doesn’t work that way!"

Die US-amerikanische Serie "Dexter" ist nicht die typische Krimiserie, die man abends auf Vox zum Einschlafen schaut. Nein, ganz im Gegenteil - Sie übt eine gewaltige Faszination aus, die man kaum mit Worten beschreiben kann. Diese Faszination beruht zum größten Teil auf moralischen Aspekten sowie die untypischen und eigenartigen Charaktere, die keinen Klischees entsprechen oder nur schwer einzuordnen sind. 

Hiermit versuche ich als Countdown zum Beginn der achten und letzten Staffel am nächsten Sonntag eine sehr wichtige und essenzielle Seite von "Dexter" zu beleuchten - Die Antagonisten. Und wo wären wir da, wenn wir nicht sofort den Gegenspieler besprechen würden, der immer noch in Staffel 7 in aller Munde ist? Natürlich, ich rede vom Ice Truck Killer. Und nun warne ich euch vor - Solltet ihr die erste Staffel von Dexter noch nicht gesehen haben: Holt dies unverzüglich nach und lest erst dann weiter. Der folgende Text wird sehr Spoiler-lastig. 

In der ersten Staffel ist es zunächst schleierhaft, wer der Ice Truck Killer ist und welche Relation er zum Antihelden Dexter hat, da seine Hobbies für gewöhnlich das Einbrechen in dessen Wohnung und das Verteilen von kuriosen Hinweisen bei ihm ist. Später erfahren wir, dass Brian Moser nicht nur der Ice Truck Killer, sondern auch der leibliche Bruder von Dexter ist, welcher bis dato dachte, er hätte nur eine Adoptivschwester, Debra. 
Zufall? Selbstverständlich nicht. Aber warum wurde Brian zu dem, was er ist? Das "schwarze Schaf"? Scheinbar hat nicht nur Dexter ein Trauma davon, dass seine Mutter vor seinen Augen umgebracht worden ist. Im Folgenden möchte ich mich damit beschäftigen, warum Brian ein eiskalter Killer geworden ist und wie er zu Dexter steht.



Fangen wir aber zunächst von vorne an. Brian und Dexter hatten ein ziemlich gutes Verhältnis und waren als Geschwister unzertrennlich, wobei Brian einen großen Beschützerinstinkt aufwies. Seine Mutter war zwar alleinerziehend, kümmerte sich aber rührend um ihre Kleinen.
Anschließend wurde ihm auf einen Schlag alles genommen: Vor seinen eigenen Augen wurde seine Mutter umgebracht und er musste Tage lang in ihrer Blutlache im Container leben. Anschließend wurde das letzte bisschen, das ihm noch Halt gab, ebenfalls weggenommen: Dexter, sein Bruder. Im Gegensatz zu Dexter war Brian schon alt genug damit es ein bleibendes Trauma war, während Dexter durch Verdrängung es teilweise spielend umgehen konnte. Also bekam Dexter eine Adoptivfamilie während Brian direkt in die nächste Psychiatrie einziehen durfte, da Dexters Adoptivvater und Retter Harry keine Hoffnung mehr in dem kleinen traumatisierten Kind sah. Die Anstalt verlies er erst wieder mit 21 Jahren.

Kleine Kinder haben eine sehr labile Psyche und diese kann auf einen Schlag zerstört werden. Dadurch, dass die am meisten geliebten Personen in seinem Leben, seine Mutter und sein Bruder, ihm weggenommen worden sind, wurde genau diese Psyche auch zerstört. Die Psychiatrie hat dies vermutlich dies auch nur noch verschlimmbessert, wodurch er ein absolutes Wrack wurde. Brian zersprang in tausend Stücke und klammerte sich fortan an den  letzten noch verbleibenden Erinnerungen fest, welche für ihn die Welt bedeuteten.

So baute sein Leben auch nur noch darauf auf. Brian, später unter dem Pseudonym Rudy Cooper, entwickelte einen extremen Elektrakomplex. Elektrakomplex bedeutet laut Freud und Erikson, dass die eigene Mutter als die höchste und beste Frau der Welt tituliert und Vorbild für alle potentiellen Liebespartner wird. So wird in einer Szene gezeigt, dass Laura Moser, seine Mutter, ihre Fingernägel mit verschiedenen Nagellacken bemalt. Dies brannte sich in Brians Erinnerung ein und er verlangt später von den Prostituierten, welche mit ihm verkehren, immer, dass sie ihre Fingernägel genau wie seine Mutter bemalen. 
Des Weiteren ist Brian ständig auf der Suche nach Dexter, der anderen guten Erinnerung und der "verlorenen Unschuld". Er stalkt ihn regelrecht und versucht ihm berufstechnisch näher zu kommen indem er Prothetiker wird. Zudem versucht er durch seine cleveren Mordmethoden Dexters Aufmerksamkeit zu erwecken, da er erfahren hat, dass jener ebenfalls ein Trauma davon getragen hat und Serienkiller wurde - Und somit der Erste überhaupt ist, der dies auf eigene Faust hin herausgefunden hat. 



Später kommen die beiden auch privat sich näher, wobei er Dexters Adoptivschwester, Debra, benutzt. Er gewinnt ihre Liebe nur um seinem Bruder näher kommen zu können. 
Somit können wir festhalten: Der Mann geht über Leichen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ihm ist egal, wie es um Debra oder irgendwen steht. Er hält verbittert an seinen Erinnerungen fest und möchte nur eines: Wiedervereinigung.
Brian hat sich eine kalte Schutzmauer erbaut, niemand kann an ihn ran, niemand, außer seiner Familie. Er stellt diese Aspekte sogar über sein Leben, wie man am Ende nur unschwer erkennen kann. Jegliche Emotionen hat er in dem Container hinter sich gelassen. Er will eigentlich keine Rache, er will sein altes Leben zurück. Das Leben, das ihm Freude bereitet hat und nicht das, was ihm hinterher in der Psychiatrie aufgetischt worden ist.

Jedoch werden diese naiven und unschuldigen Träume und eigentlichen Bedürfnisse eines Kindes - Familie, Schutz und Geborgenheit - nicht von Dexter geteilt. Beide haben unterschiedliche Ansichten und töten aus verschiedenen Motiven.
Dexter versucht seinen Bluttrieb sinnvoll zu unterbinden und lebt nach dem Kodex, welcher sein Vater ihm beibrachte. So bringt er nur Menschen um, die laut diesen Regeln schlecht sind - Mörder. Brian hingegen strebt nach dem Glück seiner Familie und ist äußerst frustriert. Er will Aufmerksamkeit und möchte seinem letzten übrig gebliebenen Familienmitglied näher kommen.

Letztendlich kommt es auch zum Showdown zwischen Dexter und Brian. Brian serviert Dexter dessen eigene Schwester so wie Dexter seine Leute immer umbringt. Allerdings verstößt dies nicht nur gegen Harrys Kodex, Dexters Ziehschwester Debra ist wohl die einzige Person für die er wohl je was empfunden hat. Deswegen entscheidet sich Dexter gegen seinen leiblichen Bruder und für seine Adoptivschwester, obwohl Brian als eine Art Vorbild fungierte und Dexter mit absoluter Sicherheit die Wiedervereinigung gut geheißen hätte.



"Death by Dexter. Fantastic idea. Kill. Him:"

Eigentlich verkörpert Brian das genaue Gegenteil von Dexter - Eiskaltes Töten aus Egoismus. Während Dexter versucht seine Taten moralisch zu rechtfertigen ist Brian es völlig egal, wen er tötet und wofür, solange er damit seinen Zielen entgegen kommt. 
In Staffel sechs hat Brian auch nochmal einen Auftritt in Geist-Form. So versucht er Dexter zum Töten durch Lust zu animieren und spiegelt damit gut seinen dunklen Begleiter ("Dark Passenger") wider - Das nackte Gefühl, zu töten. 
Diesem entreißt sich Dexter aber auch schnell wieder - Er möchte seine Prinzipien nicht verletzen. Somit sträubt er sich gegen das Töten, obwohl er selber ein Serienkiller ist, und zeigt deutlich Menschlichkeit und ein gewisses Maß an Moral.

Mit Brian haben wir somit einen klassischen Soziopathen. Er zerstört systematisch Debras Leben, indem er sie ausnutzt und ist nur an seinen eigenen Bedürfnissen interessiert. Mit der Wiedervereinigung mit Dexter erhofft er sich Besserung in seinem Leben und verlangt somit mit Gewalt die Zeiten zurück, in denen er noch glücklich war. 
Zudem ist er der Meinung, dass Dexter eigentlich auch nur zum Spaß tötet (genau wie er), obwohl jener eigentlich nach dem Kodex von Harry lebt. Nach der Erkenntnis, dass beide Parteien zwar deutliche Gemeinsamkeiten haben, aber sich jeweils in eine andere Richtung entwickelten, zerbricht auch Brians Weltbild. Nichts kann ihn mehr im Leben halten und Dexter wird statt dem erhofften Verbündeten zum Feind. Schließlich bringt Dexter ihn um, da er eine potentielle Gefahr in Brian für seine Schwester und sich selbst sieht. 
Dennoch sieht Brian im Gegensatz zu Dexter keinen großen Unterschied zwischen den beiden. Beide Töten - Das Motiv spielt für ihn keine Rolle. Dexter ist ein Mörder, genau wie er. Nur Dexter differenziert dies bezüglich.

Stellt sich nur noch die Frage? Warum sind all seine Opfer blutleer? Üblicher Weise entfernt Brian all den Prostituierten, welche seinem Beuteschema entsprechen, das Blut, indem er sie Hals über Kopf aufhängt und so das Blut rausfließen lässt wie beim Schlachter. Doch warum?
Eventuell könnte dies mit seinem Trauma zusammenhängen - Tage lang in der Blutlache der eigenen Mutter leben. Und mit Dexter. Dexter hat einen absoluten "Blutfetisch" und sammelt Blutproben seiner Opfer. Brian hingegen raubt seinen Mordopfern das komplette Blut. Später benutzt er dieses um die Szenerie aus seiner Kindheit nachzustellen. Somit hat dies letzendlich wieder den Zweck, Dexter nahe zu kommen; Er möchte zum Einen Dexters Erinnerungen, welche er bislang verdrängte, wieder auffrischen und zum Anderen Dexter sein Blut "wegnehmen", mit welchem er eigentlich arbeitet und was sein Leben ausmacht, um so wieder seine Aufmerksamkeit zu erlangen. 



Insgesamt kann man sagen, dass Brian Dexters dunkle Seite widerspiegelt. Er ist das perfekte Beispiel dafür, was aus Dexter geworden wäre, wenn er keinen Halt in seinem Leben gehabt hätte (seine Adoptivfamilie) und niemanden, der ihn lehrt, mit seinem Blutdurst "moralisch gut" umzugehen (Harry).
Im Endeffekt war Brian nur ein geschädigtes Kind, welches rückwärtsgewandt ist und sich nach seinen alten und für ihn besseren Zeiten sehnte.

Morgen setze ich dann die Serie der Antagonisten in Dexter fort. Zählen wir gemeinsam bis zur ersten Episode der finalen Staffel! 

Mittwoch, 3. April 2013

Friendzone lvl. Bella


Jeder hat das Szenario sicherlich schon mal miterlebt. "Du bist nett, aber lass uns doch bitte nur Freunde bleiben" - Der Klassiker.

Stephanie Meyer, Autorin der Twilight-Saga, hat diese sogenannte "Friendzone" aber scheinbar völlig neu erfunden und neu aufgezogen. Und es ist ihr wunderbar gelungen. Ich möchte nun nicht auf die Qualität der Twilight-Bücher und -Filme eingehen, welche sich irgendwo zwischen "E.T. The Game" und Einzellern bewegt, denn dann wäre ich vermutlich nächsten Monat noch nicht fertig und ich könnte sicherlich nichts mehr euch offenbaren, was ihr eh schon wisst. Glitzernde Vampire, Schauspielkunst und sowas halt.

Nun, da mir letztens vergönnt wurde, dass ich diese wunderbare Filmreihe komplett an einem Abend (!) zusammen mit Tetra und ihrem Freund Beef gucken durfte, musste ich das Ganze natürlich erstmal schlucken und irgendwie verarbeiten. Was war ich sehend? Natürlich wusste ich, was auf mich zukommen wird, aber ich war letzendlich doch hart schockiert über das, was mir vorgetischt wurde. Besser gesagt: Über die Beziehung zwischen Bella und ihrem wirklich aller super besten Freund Jacob.

Aber fangen wir von vorne an. 

Heldin Bella zieht zum Arsch der Welt, wo es offenbar immer verstörend regnet und für immer ein Mix aus Winter und Herbst herrscht (als ob mich die jetzigen Wetteraussichten im echten Leben nicht schon genug deprimieren würden) und trifft da auf den super geilen Edward, der nicht nur mysteriöser und ober cooler Vampir ist, sondern sogar "gut" aussieht und ja so tolle hübsche Glitzeraugen hat. Und eine Marmorbrust hat er auch.

Während dessen freundet sie sich mit dem langhaarigen Alpaca Jacob an, der zwar nicht ganz so geil aussieht wie ihr super geiler Edward mit den Glitzeraugen und der Marmorbrust, aber dafür doch eine gute Zwischenlösung im zweiten Film/Buch/Drama darstellt für Bella um die Zeit, die sie nicht mit ihrer Fee ihrem Vampir verbringen kann, überbrücken zu können. Stellt euch das so vor: Ihr wartet die ganze Zeit sehnsüchtig auf Final Fantasy XIII versus, statt dessen bekommt ihr aber drei Final Fantasy XIII Teile und kaut diese anstandslos durch.

Jacob, der ja nur ein guter Freund ist und irgendwie sowas wie ein Bruder noch dazu, verliebt sich in der Zeit unsterblich in seine ach so tolle Bella, welche bisher in den ganzen zwei Filmen es geschafft hat, einen Mundwinkel zu verziehen und ein wenig zu existieren. Er tut alles für sie, baut mal eben so ein dickes Motorrad für sie wieder zusammen (wohl angemerkt: Damit sie es gleich wieder zu Schrott fahren kann, in der Hoffnung, den Kick zu spüren mit dem naiven Optimismus, ihr toller Edward würde sie doch direkt dann retten) und rettet sie gefühlte hundert mal, damit es noch weitere drei Filme mit Miss Pokerface geben kann. Hurra. 

Irgendwann kommt Edward doch wieder, fängt nur einmal an zu glitzern und sofort wird Bella wieder rattig und feucht. Jacob? Wer?
Kommen wir aber nun zu meinen persönlichen Highlights ihrerseits. Darf ich vorstellen: "Bellas ultimative Friendzone"

  • Du rettest deine Geliebte ständig vor dem sicheren Tod? Tröstest sie in einsamen Nächten und bietest ihr immer eine Schulter zum Ausheulen an? Wärmst sie in kalten Nächten, damit sie nicht erfriert und würdest sogar deine Familie verraten und verlassen für diese holde Maid? Das ist sehr nobel von dir, deine Taten sollen nicht unbelohnt verweilen. Deine rechtmäßige Belohnung wird ein achtkantiger Rausschmiss von deiner Liebsten höchstpersönlich sein. Nachts wirst du einsam dir darauf einen runter holen können von nun an, wie sie sanft mit ihrem grazilen Fuß deinen Arsch getreten hat.
  • Du weißt, deine Geliebte möchte lieber mit einem Vampir zusammen sein, welcher unsterblich ist, an die hundert Jahre alt mittlerweile (und wohlgemerkt immer noch hoffnungsloser Schüler) und im Sonnenlicht glitzert. Sie möchte auch eine zweidimensionale Schachfigur ohne freien Willen werden. Du bist dagegen und willst sie davor bewahren. Deine Belohnung? Kontaktabbruch, würde ich mal sagen. Und sehen, wie das kleine Mädchen, das du liebst, direkt in der Blüte ihrer Jugend ohne Anstand und Vernunft heiratet. Und direkt danach ein Kind schmeißt. Klingt super, nicht?
  • Anscheinend hat sie doch irgendwie Gefühle für dich, das spürst du. Deine sozialen Kompetenzen haben dies entlarvt. Sie kann sich vor ihren Gefühlen auch nicht mehr weiter verstecken. Endlich! Moment, was war das? Hat sie gerade eben gesagt, sie liebt dich, aber den Vampir doch mehr? So ein Pech aber auch.
  • Kommen wir nun zum ultimativen Finale: Bella mit ihren vernünftigen und weltgewandten sechzehn Lenzen (oder dreizehn, ich bin mir nicht sicher) wird ein Kind gebären, welches sie von innen auffrisst. Coole Sache. Aber das macht nichts, sie wird ja im Tod Edward auf ewig weiter lieben. Und so. Und Edward hat ja noch was von ihr für die Nachwelt. Hoffentlich wird es ein Junge. Dieser würde dann nämlich "E.J." heißen - Edward-Jacob. Hinreißend, oder?

Wenn das nicht eine Freundschaft für die Ewigkeit ist, dann weiß ich auch nicht. Eine wahre Traumfreundschaft. Sowas sollte es öfter geben. Danke, Frau Meyer.

Stellt sich nur die Frage: Wenn Jacob (der am Ende zur pädophilen Furry mutiert, was absolut nicht lächerlich und unglaubwürdig ist) schon immer das "Kind" in Bella geliebt hat - Warum war es nicht Edward und seine Spermien, die er liebte? Das wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben.

Sonntag, 24. Februar 2013

Ace Attorney - Phoenix Wright


Viele wissen, dass mein absoluter Traum es ist, eines Tages den Titel "Anwalt" zu tragen und somit die Lizenz zum Gelddruck zu haben und somit Menschen sozial helfen zu können. Oft gingen dann einige davon aus, dass ich dies auf Grund der Videospielereihe "Ace Attorney" möchte. Dies ist falsch, denn mit der Reihe bin ich bis dato noch nicht in Kontakt zu kommen. Einerseits, weil sie mittlerweile teuer gehandelt wird, andererseits, weil ich bis zum Studiumbeginn nicht mit solchen Vorwürfen konfrontiert werden will, welche an meiner Ehre kratzen. Dennoch kam das Thema letztens nochmal auf und Tetra beschloss sofort, dass sie mir unbedingt die kompletten fünf Teile ausleihen muss, da diese Reihe wohl phänomenal gut sei. Gut. Dann musste ich es wohl doch spielen. Es ist ja auch nicht so, als wäre ich absolut nicht an dieser Reihe interessiert, nein, ganz im Gegenteil. Vor ein paar Wochen konnte ich dann mit einer beachtlichen Spielzeit von ungefähr zwanzig (!) Stunden den ersten Teil abschließen. Die Erinnerungen sind noch sehr frisch, wodurch es mir noch erlaubt ist, eine Rezension zu verfassen.

In dem Spiel "Ace Attorney: Phoenix Wright" geht es um einen jungen, engagierten Anwalt namens Phoenix. Er erklimmt gerade die Karriereleiter und hat sofort alle möglichen skurillen Mordfälle am Hals. Als Rechtsanwalt ist es seine Aufgabe die Unschuld seines Mandanten zu beweisen, wodurch er mit vielen verschiedenen Charakteren in Kontakt kommt und nebenbei dessen Vergangenheit erforscht, sowie auch seine eigene. Das Spiel selber ist in mehrere Kapitel unterteilt, welche alle einen speziellen Mordfall behandeln und in sich geschlossen sind.

Kommen wir erst mal zu einem blöden Fehler meinerseits: Nach dem ersten Fall, welcher als kurze Einführung dient, wählte ich sofort den letzten Fall, den sogenannten "Bonusfall" an, welcher vom Schwierigkeitsgrad schwieriger ist als alle anderen Fälle in diesem Spiel. Dadurch hatte ich ganze zehn Stunden miesgelaunt an diesem Fall zu knacken - Die anderen zehn Stunden brauchte ich für die gesamte Hauptstory!

Gameplay

Das Spielprinzip ist ganz simpel. Bei Ace Attorney - oder wie ich es auch immer liebevoll nur "Anwalt-Spiel" nenne - handelt es sich um ein Textadventure. Oft befindet man sich im Gerichtssaal und muss sich die Aussagen des Gegenüber anhören und dann in dessen Aussagen nach Widersprüchen suchen. Diese Widersprüche können mit Beweisen aus der Gerichtsakte bewiesen werden, welche man teilweise auch zwischen den Verhandlungen suchen muss. Die Figur wird nicht wie in üblichen Spielen mit dem Steuerkreuz gesteuert, sondern man muss sich "nur" durch Texte hangeln und durch diverse Optionen, welche man fällt, kommt man im Spielgeschehen weiter. Somit liegt der Fokus mehr auf die Story und die Charaktere sowie die Logik des Spielers, denn bei den jeweiligen Zeugenaussagen hat man nur eine gewisse Chancenmöglichkeit - Ein paar gescheiterte Versuche zu viel und der Angeklagte wird für schuldig bewiesen.

Story und Charaktere

Die Story ist sehr detailliert und meist auf die jeweiligen Charaktere zugeschnitten. Dabei sind die Charaktere sehr facettenreich - Vom schlechtgelaunten, distanzierten Staatsanwalt bis zur süßen, quirrligen Rechtsanwaltsgehilfin, welche gleichzeitig auch eine Art Priesterin ist. Zwar kann man in jedem Fall davon ausgehen, dass der Angeklagte unschuldig ist, aber dennoch ist nicht immer sofort ersichtlich, wer der Täter ist und das Spiel bereitet einige gute Plottwists vor. Zudem fehlt es dem Spiel nicht an Humor, welcher meist sehr japanisch ist - So geht es in einem Fall um eine Live Action-Serie namens "Steel Samurai" und dessen Regisseur ist mehr als "japanisch" - "lol rofl!". Der Reiz beim Spielen ist natürlich immer, die Unschuld des Angeklagten zu beweisen, welcher meist auch immer ein Sympathieträger ist und oft auch in direktem persönlichen Kontakt zum Protagonisten steht. Besonders interessant ist hierbei der Bonusfall, welcher eine enorme Länge aufweist und mit vielen Überraschungen wartet. 

...Moment Mal!

Es gibt natürlich ein paar Aspekte, die sofort auffallen. So entspricht die "Ace Attorney"-Reihe, trotz ihres realistischen Settings, niemals der Realität und kann eher als gut funktionierende Parodie behandelt werden. In jedem Fall ist der Angeklagte immer unschuldig - Während Phoenix versucht, heraus zu finden, wie er seine Mandanten vor dem Gefängnis bewahrt, beschäftigt sich ein normaler Anwalt mit der Frage, wie er die Strafe seines Mandanten in irgendeiner Weise eindämmen könnte. Auch werden natürlich immer nur Mordfälle behandelt, wie man es auch schon aus dem Fernsehen kennt. Im Spiel wird tagtäglich gemordet, zufälliger Weise immer im Umfeld des Protagonisten und meist sind seine besten Freunde mit einbezogen - Zufall? Ich denke nicht. Aber ohne wäre das Spiel auch definitiv nicht spannend, wobei ich mir für neuere Titel wünsche, dass man auch kleinere Aufträge nebenbei annehmen kann oder mal einen echten Täter verteidigt. Auch fraglich ist, dass Phoenix nicht nur Anwalt, sondern auch Detektiv ist. Teilweise darf er nämlich die Mordkulissen betreten, welche (natürlich!) nicht bewacht sind und fast wie unberührt wirken, da man dort noch aller Hand Beweise finden kann. Wenn man dazu als Gegenbeispiel meine Lieblingsserie Dexter nimmt, wirkt das natürlich alles sehr lächerlich, aber irgendwie muss das Spiel auch interessantes Gameplay bieten. Dadurch wird der Spieler zum Entdecker - Was wiederum auch viel Spaß macht. Nur glaubwürdig ist was anderes.

Dennoch empfehle ich dieses Spiel jedem, der irgendwas für spannende Kriminalfälle übrig hat. Denn in diesem Spiel begegnet man nicht den üblichen 0815-Fällen, sondern spannenden und packenden neuen Ideen gewürzt mit einem großartigen Humor und wundervollen Charakteren. Die Charaktere schließt man schnell ins Herz und sorgen für Stimmung und deren immer wieder behandelte Beziehungen sorgen für eine Art roten Pfaden und somit auch Interesse. Auch die deutsche Umsetzung ist sehr witzig, so ist es einfach nur skurill, wie Phoenix einfach durch den ganzen Raum urplötzlich "MOMENT MAL!" schreit.

"MOMENT MAL! Du hast dieses Spiel also nicht nicht gespielt? Das solltest du dringend nachholen!"

Samstag, 23. Februar 2013

Metal Gear Rising - eine ehrliche Rezension


Liebe Leser,
2008 kam ich zum ersten Mal mit dem Metal-Gear-Franchise in Kontakt. Es war eher zufällig - Eine Playstation 3 sollte ins Haus kommen, allerdings gab es zu der Zeit, Sommer 2008, nur Bundles mit dem Spiel "Metal Gear Solid 4". Zunächst, liebe Leser, war ich doch etwas schockiert - Metal Gear Solid? I-ist das nicht dieses Kriegsspiel...? Unnötiges Rumballern aus der Egoperspektive? Ohne mich weiter damit auseinander zu setzen lehnte ich den Titel kategorisch ab, auch weil er eine "4" inne hatte. Aber da man keine andere Wahl hatte, kaufte man sich dennoch das Bundle. Dazu besorgte man sich noch "Devil May Cry 4", welches ich als das erste Spiel für die Playstation 3, welches ich durchgespielt habe, niemals vergessen werde. Neugierig wie ich war musste ich dennoch die Metal Gear Solid 4 Disc einlegen. ...Und war erstaunt. Gefesselt. Fasziniert. Ich kam nicht mehr von der Konsole weg. Gelacht und geweint habe ich während diesem Ereignis. Für mich war die Welt völlig neu und die Story war für mich ziemlich konfus, da ich - wie schon gesagt - nie vorher einen Titel dieser Reihe angerührt habe. Dennoch empfand ich dieses Spiel als ein unvergleichbares Meisterwerk und bin am Ende zusammengebrochen - Fontänen der Trauer musste ich weinen als die Credits gezeigt wurden. Nein! Dieses Spiel darf niemals enden! Danach war klar: Der Rest der Reihe muss her. Schnell. Und ich entschied mich für das damals noch teuer gehandelte Metal Gear Solid 2 - Weil Raiden mein Lieblingscharakter war. Das Spiel hat mich nicht enttäuscht, es war genial, auch wenn das Gameplay im Vergleich zu Metal Gear Solid 4 ziemlich anders und konfus ist, da man das andere Gameplay noch gewohnt ist.

Mittlerweile habe ich jeden Titel - bis auf Peace Walker - der Hauptreihe gespielt und alle halte ich für grandiose Videospieleperlen. Die Freude war unheimlich groß als dann dieses Spiel angekündigt wurde: Metal Gear Rising. Ein Spiel nur mit Raiden wie man ihn in Metal Gear Solid 4 kennt und liebt. Ja! Das muss die Videospieleoffenbarung 2013 sein!

Lange habe ich mit dem Gedanken gespielt, ob ich mir eine teure Limited Edition zulege. Raiden ist und bleibt einer meiner Lieblingscharaktere, auch wenn Ocelot und Big Boss mittlerweile bei mir einen Ticken höher gestellt sind. Auf Grund des immer höher werdenden Preises entschied ich mich dennoch dagegen und "nur" für die normale Version mit dem Steelbook. Leider hatte ich um den Release des Spieles herum kaum bis gar kein Geld und wollte es dann doch stornieren und später für weniger Geld abgreifen, auch weil ich auf Grund meiner Klausuren kaum Zeit hätte. Amazon machte mir einen Strich durch die Rechnung - Das Spiel war bereits versandt. Es gab kein Entkommen mehr. Einen Tag vor Release, am 20. Februar 2013, hielt ich das Spiel dann in Händen. Und musste es in die Konsole legen.

Eigentlich bin ich hinsichtlich Enttäuschungen schon einigermaßen abgehärtet, so ist und bleibt meine tiefste Enttäuschung Twilight Princess aus der Zelda-Reihe, obwohl es qualitativ immer noch ein überdurchschnittlich gutes Spiel ist und seine Massen an Fans hat.Warum ich dies nun geschrieben habe, Raiden so sexy ist und was Luka aus Bayonetta damit zu tun hat werde ich später beantworten.

Die Vorfreude war groß. Zuvor hatte ich das Spiel auf der Gamescom 2012 angespielt und für sehr gut befunden. Das zunächst komplex wirkende Gameplay funktioniert erstaunlich gut und macht viel Spaß. Zusammen mit den grandios animierten Szenen, wie Raiden seinen Gegnern "das Herz" entreißt, wird dieses Gameplay wohl auf ewig faszinierend und einzigartig sein. 
Das Spiel ist genau wie Bayonetta, welches auch von Platinum Games (den Entwicklern von Metal Gear Rising) ist, in Episoden unterteilt und nach jedem Encounter und jedem Kapitel bekommt der Spieler ein Ranking. Das erste Kapitel dient als eine Art Einführung in das Spiel und erklärt, warum Raiden nun ein ultra cooler Cyborg ist. Bei den ersten drei Kapitel hatte ich noch großen Spaß - Der OST ist teilweise mehr als gelungen, so ist der Kampf mit Mistral durch den dazugehörigen Soundtrack wundervoll. 

Gameplay

Das Gameplay ist wohl das Herz des Spieles. Raiden besitzt eine Art Katana, mit dem er fast alles durchschneiden kann, was ihm in die Quere kommt. Per R1-Taste kann man in einem "Slice-Modus" wechseln: Das Spiel ist dann kurz in Zeitlupe und man kann gezielt steuern, was man wie zerschneiden will. Dies kann man ungefähr mit der Hexenzeit von Bayonetta vergleichen, da dort das Spiel auch in Zeitlupe dann statt findet. Wenn man die Gegner schon ordentlich zerfetzt hat bekommt man eventuell die Chance, wie bei Bayonetta, per Quicktimeevent einen bösen Finish auszuführen. Dabei ist auch die Möglichkeit kurz gegeben, im passenden Moment in den Slide-Modus zu wechseln und gezielt eine Stelle zu durchtrennen um dann per Quicktimeevent dem Gegner das Herz rausreißen zu können.
Insgesamt sind die Quicktimeevents im Spiel sehr präsent und in den Bosskämpfen ein wichtiger Bestandteil. Dadurch wirkt das Spiel jedoch wieder vollkommen durchgescriptet und die meiste Arbeit "wird einem abgenommen". 
Das Spiel selber ist durch die Episodeneinteilung sehr schlauchig und meist rennt man von einem Encounter in den anderen. Abwechslung gibt es kaum. Zwar kann man sich auch stellenweise dazu entscheiden, an den Gegnern vorbei zu schleichen, jedoch ist das kein Muss und meist wird sowieso nur geboten, sich durch Cyborg- und Gundam-Robotermassen zu kämpfen. Nach dem drölften Encounter wird es schnell langweilig und man erhofft sich schnell, das was neues passiert.

Story und Charaktere

Raiden ist scheinbar ein Bodyguard und sein Klient wird ermordet. Irgendwie war da noch was mit Rache oder auch nicht, ich weiß es nicht mehr genau. ....Denn irgendwie ist die Story völlig an mir vorbei gegangen. Es gab zwar ein paar gute Ansätze im dritten Kapitel, aber scheinbar haben die Entwickler das später wieder vergessen oder der deutsche Doktor hat das Quest für uns erledigt. Sehr nett von ihm, denn dadurch konnten wir uns wieder sinnlos wie eh und je durch weitere Cyborg- und Gundam-Metal Gear-Massen schlagen. Ansonsten ist die Story fad bis öde und nicht selten stellt man sich die Frage: "Was mach ich hier überhaupt und wieso?"
Die Charaktere sind noch zweidimensionaler als die Gumbas der Mario-Reihe. Ein paar Endgegnerdesigne sind wirklich nett und haben Potential aber das war's auch schon. Der deutsche Doktor hatte auch eigentlich Potential - vor allem für einen Plottwist (Plottwists? In MEINEM MGR?! Niemals!) - aber irgendwie war das nur verschenktes Potential. Man stößt auf einen random Charakter, der sich als Bossfight herausstellt, er wirkt interessant - Aber ehe es interessant werden könnte ist er auch schon tot. Ups.
Warum der Mainvillian wie Luka aus Bayonetta aussieht ist mir auch schleierhaft. 

"Hallo, ich heiße NICHT Luka." - Name vergessen

Was mich auch stark gestört hat - Raiden ist irgendwie He-Man. Er kann ganze Gebäude durch die Luft schleudern, zu Kosten der Glaubwürdikeit. Cool. Und nebenbei wird das Bild des Gekkos völlig zerstört. Erinnert ihr euch an Metal Gear Solid 4? Ziemlich gegen Ende ist man in einem Raum aus Metal Gear Solid  1 und ein Gekko wird auf euch freigelassen. Man hatte ich da einen Nervenkitzel, solche Angst vor dem riesigen, fetten Teil. Eine Chance hatte man nur gering. ...Und in Rising sind sie einfach nur noch Lachnummern.
Abgesehen davon war der Endgegner einfach nur so random. Ständig hatte ich das dringende Bedürfnis, ihn zu fragen, wer er überhaupt ist und was er in meinem Metal-Gear-Universum verloren hat. Und lächerlich wirkte er irgendwie auch. Während des Kampfes war auch wieder dieser philosophische Aspekt im Vordergrund. Ständig müssen alle Charaktere random über die Welt urteilen und philosophieren über Gut und Böse. Da versuchte wohl irgendwer ein paar Aspekte aufzugreifen, welche in MGS verdeutlicht wurden... Aber nach dem dritten Gespräch "Ich bin so böse, buhu, warum, warum muss es Krieg geben? Können wir nicht einfach alle Hand in Hand über eine Wiese spazieren und uns Blumenkränze basteln?" nervte es einfach. Sehr.

Insgesamt wirkt das Spiel lieblos und unfertig. Nachdem vierten oder fünften Kapitel hatte ich ja noch Hoffnung, dass noch viel random shit passiert. Aber nachdem die darauf folgenden zwei Kapitel keine zehn Minuten dauerten und dann auch schon das letzte Kapitel anstand bin ich einfach nur enttäuscht. Das Cover ist Programm und die Charaktere austauschbar. Wäre nicht Raiden der Protagonist und stände nicht fett "METAL GEAR" auf dem Cover hätte das Spiel garantiert niemand gekauft. Die Story ist so mega random und zusammenhangslos - Metal Gear? NICHT IN MEINEM MGR. Das Einzige was noch an MGS erinnert sind ein paar Gegnerdesigns und natürlich Raiden himself. Wer hier anspruchsvolle Metal Gear-Kost erwartet hat sich geschnitten. Tief geschnitten.

Dies ist kein Metal Gear Solid.

Platinum Games, warum? Bayonetta war doch SO GUT. Und MGR versucht einfach nur mega cool zu wirken und ist dabei einfach nur lächerlich pseudocool. Und ein bisschen Humor hätte dem Ganzen auch nicht geschadet.